Manche Reisen beginnen im Morgengrauen – leise, verschlafen, voller Erwartungen. So auch am Donnerstag, den 26. Juni 2025, als sich Elly, Elisa und Marlene frühmorgens um 4 Uhr auf den Weg machten. Ihr Ziel: der Ruder Bundeswettbewerb in München. Ihre Mission: kämpfen, durchhalten, träumen – und vielleicht, ganz vielleicht, gewinnen.
Zusammen mit anderen Essener Rudervereinen – Steeler RV, EWRC und ETUF – fuhren sie im Vereinsbus gen Süden. Noch war es dunkel, die Straßen leer, die Gedanken irgendwo zwischen Nervosität und Vorfreude. Als sich später die NRW-Vereine zur Kolonnenfahrt zusammenschlossen, ahnte niemand, dass diese Reise ein Kapitel schreiben würde, das die drei Mädchen nie vergessen würden. Ein kleiner Motorschaden sorgte kurz für Aufregung – doch auch das meisterten sie gemeinsam. Nach neun Stunden Fahrt endlich: die Regattastrecke in Oberschleißheim.
Ankommen heißt erstmal: anpacken
Viel Zeit zum Durchatmen blieb nicht. Boote aufriggern, kontrollieren, alles muss passen. Als dann bei einem Boot ein Defekt an der Dolle entdeckt wird, ist klar: Jetzt zählt Teamarbeit. Schnell wird das Ersatzteil eingebaut – und die drei wissen: Wir sind bereit. Doch dann: ein plötzlicher Wetterumschwung. Ein Gewitter zieht auf, als alle sich gerade am NRW-Teamzelt treffen wollten. Die Mädchen halten zusammen, warten ab – und freuen sich dann umso mehr, als es zum Abendessen geht. „Ganz lecker war’s“, erzählen sie später. Die Eröffnungsfeier fällt dem Wetter zum Opfer – dafür wartet am Abend die Unterkunft: eine große Sporthalle. Schlafsäcke, Ruderfreunde, erste Gespräche über das, was kommt.
Freitag – Nervenkitzel auf der Langstrecke
Der Freitag bringt Wärme, Sonnenschein – und die ersten Rennen. Marlene geht als Erste an den Start. Um 11 Uhr legt sie im Einer ab. Ruhig und konzentriert zieht sie über das Wasser. Jeder Schlag sitzt. Im Ziel wartet eine Überraschung: Platz 1 in ihrer Abteilung. Platz 1 gesamt. A-Finale! Und noch besser: Einladung zum Lehrgang in Ratzeburg – der Lohn für ihren grandiosen Auftritt.
Dann sind Elly und Elisa an der Reihe. 13 Uhr. Doppelzweier. Die Anspannung steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Sie wissen, dass es schwer wird. Doch sie kämpfen sich mutig durch ihr Rennen, holen in ihrer Abteilung Platz 2 und rutschen ganz knapp auf Gesamtplatz 6 – der letzte Platz, der noch ins A-Finale führt.
Was sie nicht wissen: Die Entscheidung fällt erst später. Und so erleben sie am Abend einen dieser Momente, die man nie vergisst. Bei der Siegerehrung wird verkündet: „Elly und Elisa stehen im A-Finale.“ Ungläubige Blicke, ein Moment voller Überraschung – und dann nur noch Freude. Laut, ehrlich, verdient.
Samstag – Ein langer, heißer Tag
Der Samstag gehört dem Allgemeinen Sportwettbewerb (ASW). Es ist heiß. Sehr heiß. Und die Wartezeiten zwischen den Stationen fordern Geduld und Ausdauer. Die Mädchen kämpfen sich durch, machen Übungen, feuern sich gegenseitig an.
Weil es nicht genug Teilnehmerinnen gibt, wird der Doppelzweier aus NRW mit Brandenburg und Niedersachsen in eine gemischte Riege gesteckt – eigentlich untypisch, denn beim Bundeswettbewerb tritt normalerweise jedes Bundesland für sich an. Elly und Elisa erreichen mit ihrer Riege Platz 5, Marlene mit ihrer den 4. Platz.
Am Abend geht es zurück in die Turnhalle – die Mädchen sind erschöpft, aber bereit für das große Finale.
Sonntag – Zwei Finals, zwei Bundessiege
Früh am Morgen – Taschen gepackt, letzte Vorbereitungen, Nervosität liegt in der Luft. Heute zählt’s.
9:40 Uhr. Der Start für Elly und Elisa. Sie tragen ihr Boot zum Steg, der See liegt still vor ihnen, das Wasser schimmert im Licht. „Jetzt oder nie“, denken sie vielleicht. Mit einem starken Start setzen sie sich direkt an Platz 2. Das Rennen ist ein Kampf. 400 Meter, 600 Meter – sie bleiben dran. Und dann, auf den letzten 200 Metern, treffen sie die Entscheidung: Jetzt alles geben. Sie sprinten, sie ziehen – und sie gewinnen. Bundessiegerinnen im Doppelzweier. Tränen, Umarmungen, Jubel. Ein Moment, der Gänsehaut macht.
Dann kommt Marlene. Auch bei ihr: Anspannung. Ihr Start ist nicht ideal, aber sie lässt sich nicht beirren. Schlag für Schlag kämpft sie sich nach vorn. Und auch sie schafft es: Bundessieg im Einer. Zwei Rennen, zwei Siege – was für ein Tag!
Abschied mit Sprung ins Glück
Die große Gesamtsiegerehrung fällt wegen der Hitze aus – doch das trübt die Stimmung kaum. Die Ruderjugend NRW erreicht mit 3469 Punkten den 2. Platz, knapp hinter dem Siegerteam mit 5214 Punkten.
Zum Abschluss dürfen die Mädchen noch einmal tun, worauf sie sich den ganzen Tag gefreut haben: Sie springen in die kalte Regattastrecke, lachen, toben, genießen den Moment. Es ist der perfekte Abschluss für ein Wochenende voller Emotionen, Herausforderungen und großer Erfolge.
Ein Wochenende fürs Herz
Der Bundeswettbewerb 2025 war für Elly, Elisa und Marlene mehr als nur ein Wettkampf. Es war ein Erlebnis voller Freundschaft, Mut, Tränen und Jubel. Sie haben gezeigt, dass Zusammenhalt, Leidenschaft und ein bisschen Mut am Ende alles möglich machen können – sogar zwei Bundessiege an einem einzigen Tag.